Tag
3 der KF: Ankunft
in Sardinien
- Chaos am Hafen (Tornado) - Es wurde dann ein Seetag !
Der Morgen begann schon nicht besonders
vielversprechend. Ein Blick nach draußen über den
Web
Cam Kanal
am TV, auf unserer Kabine, zeigte nichts Gutes. Der Kapitän
hatte
uns am Vortag 24 Grad und Sonne in Sardinien angekündigt.
Stattdessen gab es, in Richtung Sardinien, nur dunkelgraue und schwarze
Wolken. Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, beim Anlegen in Calgiari
auf Deck zu sein.
Vor dem Frühstück im Windjammer gingen wir also noch
raus auf
Deck 11, zur Raucherecke, in Fahrtrichtung rechts, wenn man an den
Aufzügen steht und raus will.
Es war ungemütlich kalt, stürmisch mit Blitz und
Donner und
es schüttete aus Eimern. Nicht so das richtige Wetter
für
Ausflüge, aber auch für den Pool ungeeignet.
Nach einer sehr kurzen Zigarettenpause gingen wir
mit der
Hoffnung, das sich das Wetter noch bessern würde, ins
Windjammer Restaurant zum Frühstück.
Es war ziemlich voll, trotzdem bekamen wir einen Platz am Fenster mit
Blick auf den Anleger, wo die Navigator ots gerade festmachte. Wir
hatten just mit dem Frühstück begonnen, da
passierte es.
Beim Blick nach draußen in den strömenden
Regenschauer,
der aufs
Schiff und den Anleger niederprasselte, bildete sich eine Windhose, die
seitlich auf dem Anleger wanderte, das weiße
„Begrüßungszelt“ auf dem Anleger
erfasste und
rasend schnell nach oben beförderte. Ebenso erging es einer
kleinen Holzhütte. Es flogen Stangen, Stühle, Bretter
und
irgendwelche Fetzen durch die Luft an uns vorbei, höher als
das
Schiff. Dann bewegte sich plötzlich einer der wartenden
Shuttlebusse, vom Wind einige Meter seitlich geschoben, letztendlich
kippte er einfach um. Soweit wir sehen konnten, es schüttete
ja immer noch aus Eimern, war zum Glück niemand im Bus. Kurz
darauf
bewegte sich ein Tanklastzug-Auflieger seitlich am Schiff entlang, wie
auf Eis und blieb einige Meter später an einem
großen LKW
Anhänger hängen.
Das ganze hatte vielleicht max. eine Minute gedauert, wenn
überhaupt. Zurück blieben Schrott, Chaos und sehr
verschreckte Passagiere auf Deck 11 im Windjammer.
Photo kurz nach dem der Bus kippte
Alle die am Fenster zur „richtigen“ Seite gesessen
hatten,
wie wir, hatten zwangsläufig alles Live mitbekommen, wie in
einem
eher schlechten Film. Uns war ziemlich mulmig und ich dachte so
für mich, gut das noch keine Passagiere von Bord gegangen
waren,
da wir ja gerade erst angelegt hatten. Was da alles
hätte
passieren können, ich wollte gar nicht darüber
nachdenken.
Kurze Zeit später gab es über die Schiffslautsprecher
eine
Alarmmeldung für die Crew.
Auf der Mole tat sich nach dem kurzen, heftigen Tornado nur wenig.
Einige Busse fuhren etwas planlos über den Anleger und
stellten
sich nah zusammen. Ein, zwei Autos fuhren nah bis an den umgekippten
Bus heran. Es stiegen Leute aus, schauten kurz in den Bus und
verschwanden wieder in den Autos. Es war immer noch sehr windig und es
regnete auch immer noch heftig. Im Windjammer drückten sich
viele
Gäste die Nasen an den Scheiben platt, doch es passierte zum
Glück nichts mehr. Der Regen ließ in den
nächsten
Minuten nach und das ganze Ausmaß der Zerstörung
wurde
besser sichtbar.
Da wo die Holzplanken
liegen, stand mal ein Zelt
Gut das keiner im Bus war
Die Betonsperren waren
vorher gerade ausgerichtet
Gut das der
Tanklastzug-Auflieger auf der Mole geblieben ist
Menschen
erschienen auf dem Anleger und machten Photos der
Zerstörungen. Es kamen keine Krankenwagen oder die Feuerwehr,
dafür
einige Polizeifahrzeuge. Es gab wohl, zum Glück, nur
Sachbeschädigungen
und keine Personenschäden. Alle Busse verließen nun
nach und nach die Mole,
so dass früh klar wurde, dass es hier heute keine
Ausflüge geben würde.
Die Gangway (unten links)
gehörte wohl mal zu unserem Schiff
Irgendwie bedrohliches
Wetter
Irgendwann
gab es dann eine mehrsprachige Durchsage auf dem Schiff, das das
Hafengelände von den örtlichen Behörden
gesperrt wurde, man die
Sicherheit für Schiff und Passagiere nicht sicher stellen
könnte und
die vorbereiteten Gangways beschädigt wären. Der
Kapitän habe deshalb
beschlossen, dass niemand von Bord geht, um schnellstmöglich
wieder
abzulegen. Ich glaube, so gegen 11 Uhr verließen wir den
Hafen von
Cagliari dann wieder. Es hatte zwischenzeitlich aufgehört zu
regnen,
wir konnten noch einige Photos vom Hafen und von der Stadt machen und
schon befanden wir uns auf dem Weg nach Pireaus.
Es gab tröstende
Worte vom Kapitän, das das Wetter in Pireaus deutlich
besser wäre und
wir dort 5 Stunden eher ankämen und dadurch mehr Zeit
für Landausflüge
hätten. Alle geplanten bzw. gebuchten Landausflüge
auf Sardinien würden
erstattet und wir sollten uns noch einen schönen Tag an Bord
machen.
Wäre bestimmt ein
schöner Tagesausflug geworden. Also dann erst beim
nächsten Mal.
So
nutzten wir den Tag für weitere Schiffserkundungen im Inneren,
denn
draußen konnte man es echt vergessen. Es war weiterhin sehr
stürmisch
und es regnete immer wieder mal.
Auf der Royal Promenade, im
Spielcasino und in der 19th Hole Bar konnte man das gut ertragen. Es
wurde ein sehr gemütlicher Tag, aber immer wieder drehten sich
unsere
Gedanken um die morgendlichen Erlebnisse. In den 20.15 Uhr Nachrichten
auf digitalem ARD im TV, war der Tornado dem Nachrichtensender eine
Meldung wert. Leider mit dem betrüblichen Hinweis, das dem
Tornado auf
der Insel, rund um Cagliari, vier Menschenleben zum Opfer gefallen
waren.
Die ganzen Geschehnisse waren dann auch Hauptgesprächsstoff
beim
abendlichen Dinner. Später wurde das Geschehene auch noch im
TV auf den
Kabinen, stündlich, mit Kommentaren vom Kapitän und
dem Cruisedirektor,
wiederholt. Die Außenkameras der Navigator ots hatten das
ganze
Szenario aufgenommen. So konnte sich jeder an Bord ein Bild davon
machen, wie nah wir an einer Katastrophe vorbeigeschrammt waren. Da
waren die kleinen Beschädigungen am Schiff eher Nebensache.
Selbst bei
uns im KF-Forum war es ja ein Thema, mit unterschiedlichster
Interpretation über den Zustand des Schiffes und dem weiteren
Verlauf
unserer Kreuzfahrt. Wir haben dann erst mal alle im KF-Forum beruhigt
und noch einigermaßen ruhig die Nacht rum bekommen. Morgen
sollte es
einen weiteren Seetag geben mit, wieder angekündigtem,
deutlich
besseren Wetter. Wir waren gespannt, wie es morgen sein würde.